Der CCC (Courmayeur - Champex-Lac - Chamonix) ist von der “kleinen Schwester” des UTMBs zu einem einmaligen Bewerb herangewachsen.
Da ich die Punkte für den UTMB nicht hatte, fiel die Wahl auf den CCC, nichts desto trotz das Rennen sollte mein persönlicher Saisonhöhepunkt 2016 werden.
Normalerweise sehe ich meinen Wettkämpfen gelassen entgegen, sei es Marathon, Bergmarathon oder IronMan, Nervosität kommt so gut wie nie auf.
Diesmal war es aber anders. Mein längstes Rennen bis dahin war 2012 die erste Etappe des Transalpine Runs mit 57km, jetzt erwarten mich über 100km mit mehr als 6000hm im Aufstieg.
Einen heftigen Rückschlag in der Vorbereitung bekam ich durch eine Borreliose, die ich mir bei der Tristkogl Challenge Anfang Juni durch einen Spinnenbiss eingefangen habe. 3 Wochen Antibiotika Kur, keine Sonne, kein Training, ich war am Ende, versuchte mich mit leichten Einheiten über Wasser zu halten um nicht komplett in ein Loch zu fallen. Zum Glück war während dieser 3 Wochen das Wetter nicht sonderlich schön. So richtig schlecht ging es mir aber nach der Penicillin Kur, trotz begleitender Probiotika Einnahme, spielte die Verdauung verrückt und meine Leistungsfähigkeit ging in den Keller.
Als wäre das nicht genug, kamen noch Probleme mit meiner linken Achillessehne dazu, die ich mir beim Bergablaufen übereizt habe.
Diese Tatsachen weckten gewisse Zweifel in mir, war es wirklich eine gute Idee in diesem Zustand anzutreten? Ich verdrängte das Rennen bis zum Schluss und dachte mir, irgendwie wird’s schon gehen, und wenn’s nicht geht dann mach ich mir ein paar schöne Tage in Chamonix.
Am Dienstag war’s dann endlich soweit, es ging los Richtung Chamonix, wir fuhren von Innsbruck ca. 6,5 über Italien (Mailand, Aosta Tal) durch den Monte Blanc Tunnel nach Frankreich. Vor dem Tunnel auf italienischer Seite lag Courmayeur, von dort aus ich dann am Freitag um 9:00 starten sollte.
Dann kamen wir an, in Chamonix, die Bergsteiger Hochburg Frankreichs, und sie wurde ihren Namen mehr als gerecht. Jeder 2te in Chamonix lief mit einem Rucksack und 60m Seil durch die Gegend, sogar die Kinder hatten Eispickel auf den Rucksack geschnallt!
Alle führenden Bergsportmarkenhersteller haben ein Geschäfte in zentrumsnähe. Chamonix das Mekka des Alpinismus, mit Blick auf den unscheinbaren Gipfel des Mont Blanc, ich war beeindruckt.
Ein wenig erinnerte mich die Stadt an Kitzbühel, es geht viel ums Sehen und Gesehen werden, denn ich war mir ziemlich sicher, dass ein Großteil der Touristen, die mit Rucksack und Eispickel bewaffnet durch die Innenstadt schlenderten, keinen Meter im Gebirge, Geschweige denn am Gletscher unterwegs waren und jemals sein werden ;-)
Unsere Unterkunft war perfekt, mitten im Zentrum, 3ter Stock auf Augenhöhe mit dem Zielbogen welcher genau neben unserem Gebäude stand. Diese Nähe hatte aber auch seine Nachteile, aber dazu später.
Den ersten Marathon erlebte ich bei der Startnummernabholung, obwohl top organisiert musste man eine Stunde Wartezeit einrechnen, zum Teil musste man bereits vor der Halle anstehen, was bei 32 Grad im Schatten nicht gerade angenehm ist. Natürlich hatte ich nichts zu trinken dabei und wollte es nicht riskieren meinen Platz in der Schlange zu verlieren, bereits hier zählte jeder Meter ;-)
Die Anmeldung funktionierte wie am Flughafen, zuerst musste man sich mittels Reisepass registrieren, dann bekam man noch einmal eine Liste der Pflichtausrüstung, 4 Gegenstände davon waren markiert, diese musste man dann in ein Schaffel (wie am Flughafen) legen und dem Kontrolleur vorweisen. Bei mir war es z.B. die wasserdichte Jacke mit Kapuze, es wurden die verschweißten Nähte und die Membran akribisch genau geprüft. Zum Glück lieh mir mein Kollege seine Jacke, sonst wäre ich schon an der Anmeldung gescheitert :-(
Von dort ging es dann zur Startnummerausgabe und zu allerletzt bekam man auch noch sein Festivalbändchen, welche dich als Teilnehmer erkennbar machten (z.B. für die Labestationen).
Die erste Hürde war geschafft, als Belohnung gab’s am Abend dann original Käsefondue, es geht nicht’s über eine leichte Mahlzeit vor dem Schlafen gehen :-)
Als erster durfte dann mein Kollege Michael ins Renngeschehen eingreifen, er bestritt den OCC, welcher am Donnerstag um 8:30 in Osieres (CH) startete.
Die Vorfreude stieg, ich konnte es nun kaum mehr erwarten, bis es bei mir soweit sein sollte, die letzten Zweifel schwanden, ich wollte nur noch endlich zu meinem Abenteuer starten.
Am nächsten Tag war es dann endlich soweit! Ausgeschlafen und fit ging’s durch den Mont Blanc Tunnel nach Courmayeur (IT). Um Punkt 9 Uhr startete das Feld, über 2000 Starter versuchten ihr Glück.
Da für mich feststand, dass das Rennen ein Test ist, ließ ich mich auch nicht von der davon stürmenden Herde mitreißen. Ich dachte mir es sind über 100km mit 6 Bergen da kann viel passieren, ich geh’s locker an :-)
Ich kannte meine Probleme
Daher war mein Vorsatz, bergauf nur schnelles Gehen, Puls um die 145, viel trinken und jede Stunde eine Salztablette.
Ich muss zugeben, anfangs fiel es mir schwer auch die steilen Passagen nicht zu Laufen, da ich noch frisch und mit Adrenalin bis obenhin vollgepumpt war.
Aber als ich auch gehend, Platz um Platz gut machen konnte, motivierte mich das noch mehr an meinem Plan festzuhalten.
Der erste Berg führte uns auf über 2500hm, der Aufstieg war steil und knackig, es war genau mein Wetter :-) Apropos Wetter wie auch in den letzten Tagen stand auch am Renntag das Thermometer bei über 30 Grad, da hatte ich keine Probleme ausreichend zu Trinken, insgesamt habe ich während des Rennens ca. 10l Flüssigkeit zu mir genommen und musste aber nie in die Büsche :-)
Durch das Gehen bergauf hatte ich außerdem genügend Zeit mir die traumhafte Landschaft anzusehen. Wirklich beeindruckend, das Massiv rund um den Mont Blanc.
Der erste Downhill war gemütlich keine Steine oder Wurzeln, vom Typ eher Autobahn, besser sehr staubige Autobahn ;-)
Jetzt ging es einige Kilometer leicht wellig durch’s Gelände, so könnt es bis zum Schluß gehen, hat enormen Spaß gemacht über die Trails zu Büggeln. Die Achilles zwickte hin und wieder, machte aber soweit keine gröberen Probleme.
Vor dem nächsten Anstieg gab es nochmal eine Labstation, schnell ein Schüssel Suppe, 2 Becher Cola, Trinkflasche auffüllen und weiter geht’s.
Bergauf fand ich ein gutes Tempo, die Stöcken machten sich wirklich bezahlt. So konnte ich auch auf diesen Anstieg einige Plätze gut machen. Wieder bot sich uns ein fast kitschiges Panorama, trés pittoresque würde der Franzose sagen.
Am Gipfel wartete schon Michael mit Lisa, es tat gut bekannte Gesichter zu sehen, leider konnte ich mich nicht lange aufhalten, es gab lediglich Wasser zum Nachfüllen, dann ging’s schon wieder bergab, aber zum Glück nur streckentechnisch.
Jetzt folgte eine sehr lange Passage Richtung Tal, auch nach der Labstation in La Fouly ging’s weiterhin großteils nur runter. Außer dass ich einmal zu Sturz kam, passiert mir ja des Öfteren, war dieser Streckenabschnitt nicht sonderlich spektakulär ;-)
Kurz vor dem Anstieg auf Champex-Lac traf uns nochmal so richtig die Sonne, es war ca. 16 Uhr. Zum Glück waren wir bisher eigentlich immer auf einer Höhe unterwegs, in der die Temperaturen angenehm waren. Ich blieb nun wirklich bei jedem Brunnen stehen um Wasser zu trinken und meinen Kopf zu kühlen. Ich war wirklich froh als der Anstieg los ging und wir wieder in den schattenspendenten Wald kamen.
Champex-Lac war ein große Labestation, in der sich viele Läufer kultivierten, umzogen und sich teilweise sogar auf bereitgestellten Liegen einem Power Nap hingaben. Da ich nichts zu kultivieren hatte und sich der Hunger in Grenzen hielt, ging es nach knapp 15min wieder heiter weiter.
An die nächste Passage kann ich mich nicht so recht erinnern ;-) keine Ahnung, vielleicht hab ich unterm Rennen geschlafen wer weiß. Ich weiß nur dass der Downhill lang war, es zog sich bis ich endlich nach Trient kam (die haben wirklich eine rosarote Kirche! Halleluja). Wieder war ich sehr froh als ich Lisa und Michael im Zelt fand. Schön langsam wurde es dunkel, die Spannung stieg. Alle Flaschen aufgefüllt, nochmal Suppe und Cola, auf geht’s.
Jetzt wurde es hart, der Anstieg war sehr anstrengend, ich musste das erste Mal jemanden vor mir ziehen lassen, ich hatte keine Luft mehr. So quälte ich mich Schritt für Schritt den Berg hoch. Oben angekommen, sah ich weit vor mir keinen Läufer und weit hinter mir keinen Läufer und das lag nicht an der Dämmerung. Mein Ziel war es ohne Stirnlampe bis Vallorcine zu kommen, wäre sich fast ausgegangen, auf den letzten Metern, als ich im Wald wirklich nichts mehr sehen konnte, musste ich die Lampe aktivieren.
In Vallorcine füllte Michael nochmal meinen Trinkrucksack, ich aß eine Kleinigkeit und los gings in den Abend. Nur noch 18km bis Chamonix. Irgendwie hat mich das nochmal gepusht, ich lief wie auf Wolken, komplett frisch, total leicht und entspannt. Ich dachte mir den einen Berg knack ich auch noch ;-)
Mit hohem Tempo gings dann ran an den letzten Aufstieg, euphorisch lief ich sogar die ersten Höhenmeter, bevor ich in den gewohnten Gehmodus wechselte. Was nun folgte waren wirklich Strapazen und Überwindungen, ich hab die letzten 1000hm komplett unterschätzt! Ich hab wirklich alles aufgebracht, was ich noch an Energie bei mir trug. 2 Gels, 1 Red Bull Shot und den gesamten 1,5l Trinkrucksack!!! Es war nur mehr deprimierend, immer wenn ich den Kopf hob sah ich Stirnlampen die noch höher herumschwirrten, der Berg schien nicht enden zu wollen. Aufgelockert wurde das Ganze durch das Zusammentreffen mit einem französischen Gamsbock, der einfach nicht Platz machen wollte, erst als ich meine Aufforderung mit meinen Stöcken etwas Nachdruck verlieh, zog er wieder ab in die Dunkelheit.
Das gemeinste war der letzte Downhill, wie bereits mehrfach erwähnt waren die Bergabpassagen bis dahin Autobahn, aber was nun folgte war für mich die Hölle :-(
Aber eigentlich war ich auch ein wenig selber Schuld, anstatt meine Stirnlampe mit der 2ten etwas stärkeren aus dem Rucksack zu tauschen, quälte ich mich unterbeleuchtet den Geröll und Wurzel übersähten Weg hinunter Richtung Chamonix. Durch das verkrampfte Laufen hat mir am Ende jeder einzelne Knochen und jeder noch so kleine Muskel ein Schöneres angesagt :-P
Aber egal, das kurze Asphaltstück durch Chamonix bis zum Zielbogen wurde mit letzten Kräften im Sprint bewältigt (hier schaffte ich auch meinen max. Puls von 160 ;-))
Im Ziel war es ruhig, nur wenige Zuschauer waren um diese Zeit (knapp nach Mitternacht) interessiert, dies tat meiner Freude und Erleichterung keinen Abbruch!
Ich habe es geschafft, meinen ersten richtigen Ultra meine ersten 100 Kilometer, es war unbeschreiblich für einen kurzen Moment verflogen die Schmerzen die Anstrengung, nur ein seeliges zufriedenes Gefühl blieb.
Leider kamen die Schmerzen wieder retour :-/ am 2ten Tag nach dem Rennen war es so schlimm, dass ich es beinahe nicht schaffte meine Socken anzuziehen, alleine den Fuß hängen zu lassen, verursachte extreme Schmerzen in meiner Achillessehne.
Zu allem Überdruss kam auch noch ein Magen-Darm Infekt hinzu, der mich dann am 3ten und 4ten Tag komplett außer Gefecht setzte.
Was tut man nicht alles für seinen heißgeliebten sport :-)
Aber eines ist sicher, Chamonix wir sehen uns wieder, sei es die Besteigung des Mont Blancs oder die Teilnahme an der Königsdisziplin dem UTMB. Nach diesem Rennen schreckt mich nichts mehr, ich bin mir sicher es geht … mehr oder weniger :-P
Im Endeffekt hab ich für die 101km 15:11 gebraucht und landete damit auf Rang 46
Da ich die Punkte für den UTMB nicht hatte, fiel die Wahl auf den CCC, nichts desto trotz das Rennen sollte mein persönlicher Saisonhöhepunkt 2016 werden.
Normalerweise sehe ich meinen Wettkämpfen gelassen entgegen, sei es Marathon, Bergmarathon oder IronMan, Nervosität kommt so gut wie nie auf.
Diesmal war es aber anders. Mein längstes Rennen bis dahin war 2012 die erste Etappe des Transalpine Runs mit 57km, jetzt erwarten mich über 100km mit mehr als 6000hm im Aufstieg.
Einen heftigen Rückschlag in der Vorbereitung bekam ich durch eine Borreliose, die ich mir bei der Tristkogl Challenge Anfang Juni durch einen Spinnenbiss eingefangen habe. 3 Wochen Antibiotika Kur, keine Sonne, kein Training, ich war am Ende, versuchte mich mit leichten Einheiten über Wasser zu halten um nicht komplett in ein Loch zu fallen. Zum Glück war während dieser 3 Wochen das Wetter nicht sonderlich schön. So richtig schlecht ging es mir aber nach der Penicillin Kur, trotz begleitender Probiotika Einnahme, spielte die Verdauung verrückt und meine Leistungsfähigkeit ging in den Keller.
Als wäre das nicht genug, kamen noch Probleme mit meiner linken Achillessehne dazu, die ich mir beim Bergablaufen übereizt habe.
Diese Tatsachen weckten gewisse Zweifel in mir, war es wirklich eine gute Idee in diesem Zustand anzutreten? Ich verdrängte das Rennen bis zum Schluss und dachte mir, irgendwie wird’s schon gehen, und wenn’s nicht geht dann mach ich mir ein paar schöne Tage in Chamonix.
Am Dienstag war’s dann endlich soweit, es ging los Richtung Chamonix, wir fuhren von Innsbruck ca. 6,5 über Italien (Mailand, Aosta Tal) durch den Monte Blanc Tunnel nach Frankreich. Vor dem Tunnel auf italienischer Seite lag Courmayeur, von dort aus ich dann am Freitag um 9:00 starten sollte.
Dann kamen wir an, in Chamonix, die Bergsteiger Hochburg Frankreichs, und sie wurde ihren Namen mehr als gerecht. Jeder 2te in Chamonix lief mit einem Rucksack und 60m Seil durch die Gegend, sogar die Kinder hatten Eispickel auf den Rucksack geschnallt!
Alle führenden Bergsportmarkenhersteller haben ein Geschäfte in zentrumsnähe. Chamonix das Mekka des Alpinismus, mit Blick auf den unscheinbaren Gipfel des Mont Blanc, ich war beeindruckt.
Ein wenig erinnerte mich die Stadt an Kitzbühel, es geht viel ums Sehen und Gesehen werden, denn ich war mir ziemlich sicher, dass ein Großteil der Touristen, die mit Rucksack und Eispickel bewaffnet durch die Innenstadt schlenderten, keinen Meter im Gebirge, Geschweige denn am Gletscher unterwegs waren und jemals sein werden ;-)
Unsere Unterkunft war perfekt, mitten im Zentrum, 3ter Stock auf Augenhöhe mit dem Zielbogen welcher genau neben unserem Gebäude stand. Diese Nähe hatte aber auch seine Nachteile, aber dazu später.
Den ersten Marathon erlebte ich bei der Startnummernabholung, obwohl top organisiert musste man eine Stunde Wartezeit einrechnen, zum Teil musste man bereits vor der Halle anstehen, was bei 32 Grad im Schatten nicht gerade angenehm ist. Natürlich hatte ich nichts zu trinken dabei und wollte es nicht riskieren meinen Platz in der Schlange zu verlieren, bereits hier zählte jeder Meter ;-)
Die Anmeldung funktionierte wie am Flughafen, zuerst musste man sich mittels Reisepass registrieren, dann bekam man noch einmal eine Liste der Pflichtausrüstung, 4 Gegenstände davon waren markiert, diese musste man dann in ein Schaffel (wie am Flughafen) legen und dem Kontrolleur vorweisen. Bei mir war es z.B. die wasserdichte Jacke mit Kapuze, es wurden die verschweißten Nähte und die Membran akribisch genau geprüft. Zum Glück lieh mir mein Kollege seine Jacke, sonst wäre ich schon an der Anmeldung gescheitert :-(
Von dort ging es dann zur Startnummerausgabe und zu allerletzt bekam man auch noch sein Festivalbändchen, welche dich als Teilnehmer erkennbar machten (z.B. für die Labestationen).
Die erste Hürde war geschafft, als Belohnung gab’s am Abend dann original Käsefondue, es geht nicht’s über eine leichte Mahlzeit vor dem Schlafen gehen :-)
Als erster durfte dann mein Kollege Michael ins Renngeschehen eingreifen, er bestritt den OCC, welcher am Donnerstag um 8:30 in Osieres (CH) startete.
Die Vorfreude stieg, ich konnte es nun kaum mehr erwarten, bis es bei mir soweit sein sollte, die letzten Zweifel schwanden, ich wollte nur noch endlich zu meinem Abenteuer starten.
Am nächsten Tag war es dann endlich soweit! Ausgeschlafen und fit ging’s durch den Mont Blanc Tunnel nach Courmayeur (IT). Um Punkt 9 Uhr startete das Feld, über 2000 Starter versuchten ihr Glück.
Da für mich feststand, dass das Rennen ein Test ist, ließ ich mich auch nicht von der davon stürmenden Herde mitreißen. Ich dachte mir es sind über 100km mit 6 Bergen da kann viel passieren, ich geh’s locker an :-)
Ich kannte meine Probleme
- Achilles
- Krämpfe
- Kreislauf
Daher war mein Vorsatz, bergauf nur schnelles Gehen, Puls um die 145, viel trinken und jede Stunde eine Salztablette.
Ich muss zugeben, anfangs fiel es mir schwer auch die steilen Passagen nicht zu Laufen, da ich noch frisch und mit Adrenalin bis obenhin vollgepumpt war.
Aber als ich auch gehend, Platz um Platz gut machen konnte, motivierte mich das noch mehr an meinem Plan festzuhalten.
Der erste Berg führte uns auf über 2500hm, der Aufstieg war steil und knackig, es war genau mein Wetter :-) Apropos Wetter wie auch in den letzten Tagen stand auch am Renntag das Thermometer bei über 30 Grad, da hatte ich keine Probleme ausreichend zu Trinken, insgesamt habe ich während des Rennens ca. 10l Flüssigkeit zu mir genommen und musste aber nie in die Büsche :-)
Durch das Gehen bergauf hatte ich außerdem genügend Zeit mir die traumhafte Landschaft anzusehen. Wirklich beeindruckend, das Massiv rund um den Mont Blanc.
Der erste Downhill war gemütlich keine Steine oder Wurzeln, vom Typ eher Autobahn, besser sehr staubige Autobahn ;-)
Jetzt ging es einige Kilometer leicht wellig durch’s Gelände, so könnt es bis zum Schluß gehen, hat enormen Spaß gemacht über die Trails zu Büggeln. Die Achilles zwickte hin und wieder, machte aber soweit keine gröberen Probleme.
Vor dem nächsten Anstieg gab es nochmal eine Labstation, schnell ein Schüssel Suppe, 2 Becher Cola, Trinkflasche auffüllen und weiter geht’s.
Bergauf fand ich ein gutes Tempo, die Stöcken machten sich wirklich bezahlt. So konnte ich auch auf diesen Anstieg einige Plätze gut machen. Wieder bot sich uns ein fast kitschiges Panorama, trés pittoresque würde der Franzose sagen.
Am Gipfel wartete schon Michael mit Lisa, es tat gut bekannte Gesichter zu sehen, leider konnte ich mich nicht lange aufhalten, es gab lediglich Wasser zum Nachfüllen, dann ging’s schon wieder bergab, aber zum Glück nur streckentechnisch.
Jetzt folgte eine sehr lange Passage Richtung Tal, auch nach der Labstation in La Fouly ging’s weiterhin großteils nur runter. Außer dass ich einmal zu Sturz kam, passiert mir ja des Öfteren, war dieser Streckenabschnitt nicht sonderlich spektakulär ;-)
Kurz vor dem Anstieg auf Champex-Lac traf uns nochmal so richtig die Sonne, es war ca. 16 Uhr. Zum Glück waren wir bisher eigentlich immer auf einer Höhe unterwegs, in der die Temperaturen angenehm waren. Ich blieb nun wirklich bei jedem Brunnen stehen um Wasser zu trinken und meinen Kopf zu kühlen. Ich war wirklich froh als der Anstieg los ging und wir wieder in den schattenspendenten Wald kamen.
Champex-Lac war ein große Labestation, in der sich viele Läufer kultivierten, umzogen und sich teilweise sogar auf bereitgestellten Liegen einem Power Nap hingaben. Da ich nichts zu kultivieren hatte und sich der Hunger in Grenzen hielt, ging es nach knapp 15min wieder heiter weiter.
An die nächste Passage kann ich mich nicht so recht erinnern ;-) keine Ahnung, vielleicht hab ich unterm Rennen geschlafen wer weiß. Ich weiß nur dass der Downhill lang war, es zog sich bis ich endlich nach Trient kam (die haben wirklich eine rosarote Kirche! Halleluja). Wieder war ich sehr froh als ich Lisa und Michael im Zelt fand. Schön langsam wurde es dunkel, die Spannung stieg. Alle Flaschen aufgefüllt, nochmal Suppe und Cola, auf geht’s.
Jetzt wurde es hart, der Anstieg war sehr anstrengend, ich musste das erste Mal jemanden vor mir ziehen lassen, ich hatte keine Luft mehr. So quälte ich mich Schritt für Schritt den Berg hoch. Oben angekommen, sah ich weit vor mir keinen Läufer und weit hinter mir keinen Läufer und das lag nicht an der Dämmerung. Mein Ziel war es ohne Stirnlampe bis Vallorcine zu kommen, wäre sich fast ausgegangen, auf den letzten Metern, als ich im Wald wirklich nichts mehr sehen konnte, musste ich die Lampe aktivieren.
In Vallorcine füllte Michael nochmal meinen Trinkrucksack, ich aß eine Kleinigkeit und los gings in den Abend. Nur noch 18km bis Chamonix. Irgendwie hat mich das nochmal gepusht, ich lief wie auf Wolken, komplett frisch, total leicht und entspannt. Ich dachte mir den einen Berg knack ich auch noch ;-)
Mit hohem Tempo gings dann ran an den letzten Aufstieg, euphorisch lief ich sogar die ersten Höhenmeter, bevor ich in den gewohnten Gehmodus wechselte. Was nun folgte waren wirklich Strapazen und Überwindungen, ich hab die letzten 1000hm komplett unterschätzt! Ich hab wirklich alles aufgebracht, was ich noch an Energie bei mir trug. 2 Gels, 1 Red Bull Shot und den gesamten 1,5l Trinkrucksack!!! Es war nur mehr deprimierend, immer wenn ich den Kopf hob sah ich Stirnlampen die noch höher herumschwirrten, der Berg schien nicht enden zu wollen. Aufgelockert wurde das Ganze durch das Zusammentreffen mit einem französischen Gamsbock, der einfach nicht Platz machen wollte, erst als ich meine Aufforderung mit meinen Stöcken etwas Nachdruck verlieh, zog er wieder ab in die Dunkelheit.
Das gemeinste war der letzte Downhill, wie bereits mehrfach erwähnt waren die Bergabpassagen bis dahin Autobahn, aber was nun folgte war für mich die Hölle :-(
Aber eigentlich war ich auch ein wenig selber Schuld, anstatt meine Stirnlampe mit der 2ten etwas stärkeren aus dem Rucksack zu tauschen, quälte ich mich unterbeleuchtet den Geröll und Wurzel übersähten Weg hinunter Richtung Chamonix. Durch das verkrampfte Laufen hat mir am Ende jeder einzelne Knochen und jeder noch so kleine Muskel ein Schöneres angesagt :-P
Aber egal, das kurze Asphaltstück durch Chamonix bis zum Zielbogen wurde mit letzten Kräften im Sprint bewältigt (hier schaffte ich auch meinen max. Puls von 160 ;-))
Im Ziel war es ruhig, nur wenige Zuschauer waren um diese Zeit (knapp nach Mitternacht) interessiert, dies tat meiner Freude und Erleichterung keinen Abbruch!
Ich habe es geschafft, meinen ersten richtigen Ultra meine ersten 100 Kilometer, es war unbeschreiblich für einen kurzen Moment verflogen die Schmerzen die Anstrengung, nur ein seeliges zufriedenes Gefühl blieb.
Leider kamen die Schmerzen wieder retour :-/ am 2ten Tag nach dem Rennen war es so schlimm, dass ich es beinahe nicht schaffte meine Socken anzuziehen, alleine den Fuß hängen zu lassen, verursachte extreme Schmerzen in meiner Achillessehne.
Zu allem Überdruss kam auch noch ein Magen-Darm Infekt hinzu, der mich dann am 3ten und 4ten Tag komplett außer Gefecht setzte.
Was tut man nicht alles für seinen heißgeliebten sport :-)
Aber eines ist sicher, Chamonix wir sehen uns wieder, sei es die Besteigung des Mont Blancs oder die Teilnahme an der Königsdisziplin dem UTMB. Nach diesem Rennen schreckt mich nichts mehr, ich bin mir sicher es geht … mehr oder weniger :-P
Im Endeffekt hab ich für die 101km 15:11 gebraucht und landete damit auf Rang 46
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