Sonntag, 4. Oktober 2015

42. Berlin Marathon

Das Ziel war klar 2:32:30, in klarer Schritt Richtung Schallmauer sub 2:30. 4 Monate hartes konsequentes Training, bei dem ich auf einiges verzichten musste bzw. durfte, man macht's ja schliesslich freiwillig ;-)

Anfangs lief es richtig gut, ich arbeitete an meiner Grundgeschwindigkeit. Viele spannende Einheiten auf der Tartanbahn sollten den Grundstein für mein ambitiöses Ziel bilden.

Der erste Niederschlag kam dann in Form eines gebrochenen Mittelhandknochens (2te Etappe Salomon 4trails). Zum Glück musste ich nicht operiert werden und konnte  mit Schiene weitertrainieren. Nach 6 Wochen Schiene wollte ich dann wieder einmal zur Abwechselung ins Gelände und prompt wurde ich wieder niedergestreckt. Eine Wurzel wurde mir zum Verhängnis, im wahrsten Sinne des Wortes, es verhängte sich mein rechter großer Zehe, welcher durch diese Aktion arg in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Obwohl der Arzt keinen Bruch erkennen konnte, fühlte es sich dennoch so an. Der Zeh war geschwollen und schmerzte bei längeren Einheiten speziell bei den schnelleren...und genau die standen von nun an am Programm.

Eigentlich dachte ich Hitze macht mir nichts aus, also trainierte ich hauptsächlich zu Mittags (da ich generell die Mittagspause für's Training nutze).  Irgendwann aber schien das Faß voll zu sein, ich bekam einen ordentlichen Dämpfer. Voerst körperlich, ich kam nicht mehr auf Geschwindigkeit, alles fühlte sich schwer und zäh an. Die Regeneration  fiel in den Keller und blieb auch dort, daran änderten auch 10 Tage Tapering auf Mallorca nichts. Dann kam auch noch der psychische Druck dazu, der Kopf resignierte.

So fuhr ich mit äußerst gemischten Gefühlen in die Hauptstadt, zum einen war ich froh, dass endlich der Tag X da war, es war einfach zu lange zu viel, andererseits wäre mit lieber gewesen ich hätte noch 2,3 Wochen für was auch immer.

So nun hab ich mich zu genüge ausgekotzt, Laufen soll ja Spaß machen, und das macht es nach wie vor, definitiv! Nur wie bei den meisten Dingen im Leben geht's einmal besser und das anderemal etwas weniger gut. Genau das ist aber das Schöne, wir sind Menschen und keine Maschinen, wir funktionieren nicht immer gleich und vor allem  nicht auf Kommando :-)

Berlin ist auf jedenfall eine Reise wert! Auch abseits des Marathons hat Deutschlands Bundeshauptstadt einiges zu bieten. Wir reisten bereits am Freitag an, wir wollten die Registrierung auf der Messe so schnell wie möglich erledigen, da sich der Besucheransturm gegenüber Samstag noch in Grenzen hielt.
Die Messe ist nicht vergleichbar mit anderen Marathonmessen, alles was Rang und Namen in der Sportwelt hat, stellte aus. Trotz der vielen Stände war es dennoch übersichtlich und überschaubar.
Viele bekannte Gesichter auf dem Sziols und Asics Stand, auch sonst  lief man dem ein und anderen Bekannten über den Weg ;-)

Wenn mir vorher jemand gesagt hätte, dass es auf der gesamten Strecke so gut wie keinen Abschnitt ohne Zuschauer gibt, hätte ich dies nur müde belächelt.
Aber was mich dort erwartete übertraf bei weitem meine Vorstellungen. Es wurde entlang der gesamten Strecke volle Kanne Stimmung gemacht. Überall wurde man angefeuert, dank der Namen auf den Startnummern sogar persönlich :-)
Mindestens 10 Bands verteilten sich auf die 42 Kilometer und heizten die Läufer mit lauten Klängen ordentlich ein.

Berlin war mein erster Marathon, bei dem ich immer eine Gruppe hatte, zumindest bis Kilometer 40, ab diesen Zeitpunkt wurde ich ziemlich überrannt :-/ nichts destotrotz hab ich gekämpft Meter um Meter, Schritt für Schritt, obwohl ich die Beine schon kaum mehr vom Boden heben konnte,  meine Füße schliffen förmlich wenige Milimeter über den Asphalt. Mit den allerletzten Reserven sprintete ich die letzten 300 Meter vom Brandenburger Tor bis zum Zielbogen. Geschafft, Aus, Ende, Vorbei , Vergessen und Drüberstehen!


Neben der Muskulatur muss vorallem mein Kopf wieder auf Vordermann kommen, neue Ziele setzen, neue Motivation entfachen, am besten abseits der Straßen, endlich geht's ins Gelände und auf die Berge :-)


Wallersee Halbmarathon

Als Vorbereitung für den Berlin Marathon hab ich mir einen passenden Halbmarathon in meiner Nähe gesucht. Die Wahl fiel auf den Halbmarathon am Wallersee in Seekirchen. Da der Marathon knappe 300 Höhenmeter hat, ist er nicht besonders schnell, ein Großteil der Strecke verläuft außerdem auf Schotterstraßen.

Die Anreise war unkompliziert, ich fuhr direkt von Saalbach Hinterglemm Richtung Salzburg, da ich am Vortag im Zuge der Mountainbike Worldgames  für "Biking 4 Butterfly Childern" in die Pedale getreten habe. Dennoch schaffte ich es erst 5min vor Nennschluß zur Anmeldung, nicht unbedingt ein guter Start ;-)

Das Rennen hat einen familiären Charakter und ist Top organisiert, es gab sogar Massagen im Zielbereich!

Soweit ich das überblicken konnte, waren ca. 150 Läufer am Start.
Gleich nach dem Start setzte sich Gruber Robert und ein weiterer Läufer ab. Mir war das Tempo eindeutig so hoch, so blieb ich zwar an dritter Stelle, verlor aber immer mehr auf die beiden.
Schnell war ich ziemlich alleine auf der Strecke vor mir nichts in Sicht und auch hinter mir nichts zu sehen.
Bei Kilometer 16 kam dann eine nette Steigung, da ging es ordentlich zur Sache, mir passte der Hügel gut, der Läufer vor mir hatte da schon mehr Probleme. So konnte ich ihn seit dem Start wieder vor mir sehen :-)
Er war deutlich angeschlagen, ich lief meine Pace weiter und arbeitete mich Meter um Meter an ihn heran.

Beim Zielsprint lies er aber nichts mehr anbrennen, am Ende fehlten mir wenige Sekunden auf Platz 2. Ich war aber mit Platz 3. (70 EUR Preisgeld) und der Zeit von 1:17:11 mehr als zufrieden.
Sieger wurde wieder einmal Robert Gruber einer Wahnsinnszeit, er brauchte weniger als 1:12 für die anspruchsvolle Strecke!


Nach Massage und Siegerehrung (welche ohne Verzögerung  und flott über die Bühne ging!) ging es umittelbar Richtung Heimat. Ich musste noch Koffer packen, morgen um 11:45 geht der Flieger Richtung Mallorca. Knappe 2 Wochen Tapering mit Familie in einem 4 Sterne All-Inclusive Hotel warten auf mich.